Talentförderung zahlt sich aus
Das Park Hotel Winterthur fördert die Lernenden mit verschiedenen Massnahmen. Statt diese in der unsicheren Corona-Zeit zu streichen, initiierte Hoteldirektor Philipp Albrecht während des Covid-19-Lockdowns im Frühling 2020 gar ein neues Projekt – und so leisteten die leistungsstarken Lernenden während der Krisenzeit einen wichtigen Beitrag. Warum ihm die Talentförderung wichtig ist, erfahren Sie im Talent Talk.
Für Hoteldirektor Philipp Albrecht ist Talentförderung eine Herzensangelegenheit, die sich auszahlt.
Das Park Hotel Winterthur bildet Lernende in den Berufen Hotelfachmann/-frau EFZ, Hotel-Kommunikationsfachfrau/-mann EFZ, Koch/Köchin EFZ und Restaurantfachmann/-frau EFZ aus. Regelmässig nehmen ihre Lernenden an den Berufsmeisterschaften Swiss Skills teil. Im September 2020 sicherte sich Rahel Hug die Silbermedaille. In der aussergewöhnlichen Zeit des Lockdowns aufgrund der Covid-19-Pandemie im Frühling 2020 kam die Förderkultur dem Park Hotel zu Gute: so übernahmen die Lernenden und die Praktikantinnen der Hotelfachschule gemeinsam mit Hoteldirektor Philipp Albrecht die Hotelleitung und führten alle Bereiche des Hotelbetriebs eigenverantwortlich.
Herr Albrecht, seit 3 Jahren leiten Sie das schöne Park Hotel in Winterthur. Was ist Ihr Bezug zur Talentförderung während der beruflichen Grundbildung?
Wir arbeiten in einer Branche – Hotellerie / Gastronomie -, welche leider jedes Jahr sehr viele Talente verliert. Dies bedeutet, dass wir darauf angewiesen sind, dass regelmässig neue Talente in die Branche kommen. Von dem her sind wir eigentlich „gezwungen“, Talentförderung gross zu schreiben. Ja, ich glaube es ist deshalb auch wichtig, dass man sich als Betrieb in der Talentförderung engagiert und Efforts für die Förderung schon bei den Lernenden ansetzt.
Was machen Sie konkret?
Wir investieren viel Zeit in die Ausbildung. Dies beginnt schon bei der Rekrutierungsphase und geht über die gesamte Lehrzeit. Es ist uns wichtig, auch überbetrieblich einen Rahmen zu bieten.
Im Covid-19-Lockdown haben Sie eine Chance gesehen und ein neues Projekt initiiert. Wie kam es dazu?
Die Idee entstand eigentlich in der Not. Am 15. März 2020 war klar, dass wir das öffentliche Restaurant schliessen müssen. Alle unseren Mitarbeitenden wurden nach Hause geschickt und Kurzarbeit angemeldet. Wir fragten uns aber: „Was ist nun mit unseren Lernenden?“. Es war uns wichtig, dass ihre Ausbildung nicht unterbrochen wird und so kamen wir auf die Idee: Rufen wir doch ein Projekt ins Leben und übergeben die Hotelführung den Lernenden! Bereits am nächsten Tag fand eine erste Sitzung mit allen Beteiligten statt und das Projekt wurde ad-hoc erarbeitet. Vor allem diese Phase – bei der alle Arten von Emotionen im Spiel waren - war sehr spannend.
Somit konnten Ihre Lernenden also auch einen wichtigen Beitrag in einer unsicheren Zeit leisten?
Definitiv, ja! Rein finanziell muss man rückblickend sagen, hätte man den Hotelbetrieb besser einstellen sollen, da es natürlich viel weniger Gäste gab als im Normalbetrieb. Wenn man den Aspekt der Ausbildung der Lernenden aber mitrechnet, hat es sich definitiv gelohnt – auch wenn sich dies nicht in Zahlen messen lässt. Die Rückmeldungen der Gäste waren auch sehr positiv. Natürlich gab es auch jene oder andere Panne und es funktionierte in diesem „Lernenden-Betrieb“ nicht immer alles perfekt – aber unsere Gäste hatten dafür sehr viel Verständnis, weil sie das Engagement und die Begeisterung für ihren Beruf der Jugendlichen gespürt haben.
Was für einen Tipp haben Sie für Geschäftsführer*innen, HR-Leiter*innen, Berufsbildner*innen, die noch keine Talentförderprojekte umsetzen, damit aber beginnen möchten?
Kurz gesagt: am besten einfach mutig sein und machen! Als ich am Nachmittag vom 16. März aus diesem ersten Meeting kam, dachte ich mir auch: „Oje, kommt das gut?“ – da waren so viele verschiedene Gefühle dabei, die Lernenden haben hinterfragt, ob sie das können, was genau auf sie zukommt, was jetzt passiert… Aber wir haben es einfach gewagt und das Resultat war super! Gemäss meiner Erfahrung wird den Lernenden in der Regel eher zu wenig Verantwortung abgegeben. Im Tagesgeschäft ist das bei uns sicherlich auch nicht viel anders als in anderen Betrieben. Aber ich denke, die Lernenden haben alle auch gute Ideen und möchten sie umsetzen, etwas kreieren. Wenn man ihnen die Gelegenheit gibt, ist man dann wahrscheinlich erstaunt, was für gute Resultate dabei entstehen!
Ist die Talentförderung von Lernenden eine Herzensangelegenheit für Sie?
Ja, denn schlussendlich geht es um den Menschen, um das Talent. Wenn meine Mitarbeitenden erfolgreich sind, freut es mich persönlich und darum ist mir die Förderung auch so wichtig.
Herr Albrecht, warum lohnt sich die Talentförderung während der beruflichen Grundbildung für den Betrieb?
Für mich als Direktor vom Park Hotel Winterthur lohnt sich Talentförderung, weil der „Return on Investment“ in keinem anderen Bereich grösser ist. Die Förderung der Jugendlichen zahlt sich auf persönlicher wie geschäftlicher Ebene aus – in Form von motivierten, ausgezeichneten Fachkräften im Betrieb oder in Form vom persönlichen und geschäftlichen Netzwerk: der „Return on Investment“ ist super!
Der Talent Talk mit Hoteldirektor Philipp Albrecht wurde produziert von Niklas Dammann, Lernender Mediamatiker EFZ, 2. Lehrjahr, beim Mittelschul- und Berufsbildungsamt des Kantons Zürich.