Grenzerfahrung – Polybau-Lernende in Deutschland
Am Montag, den 16. Januar 2023, um 8.00 Uhr starteten in Uzwil acht hoch motivierte Lernende Abdichter/in EFZ, Dachdecker/in EFZ und Fassadenbauer/in EFZ des Bildungszentrums Polybau Uzwil zum Schüler/innenaustausch in der deutschen Partnerschule in Waldkirchen. Mit dabei Jan Traber, Abdichter EFZ bei Tecton AG, Pfäffikon ZH.
Die Aufregung war greifbar an diesem schönen Januarmorgen, als die acht Auszubildenden zusammen mit ihrem Fachlehrer Marc Ammann vom Bildungszentrums Polybau in Uzwil in den Schulbus stiegen, der sie nach Waldkirchen in Deutschland bringen sollte. Hier verbrachten die jungen Berufsleute zehn ereignisreiche Tage voller spannender Eindrücke, neuer Herausforderungen und prägender Erfahrungen.
Unterschiedliche Ausbildungen
Nach einem freundlichen Empfang durch die Partnerschule Waldkirchen und einem gemütlichen Abend in einem bayrischen Gasthof ging es am Dienstagmorgen gleich los mit Theorieunterricht zusammen mit rund 30 Dachdeckerlernenden der deutschen Schule. Dabei fiel den Schweizer Lernenden ein wichtiger Unterschied zur deutschen Ausbildung auf: Die schulische Ausbildungszeit ist im Nachbarland deutlich länger, weshalb auch die Themen intensiver behandelt werden. Der angehende Abdichter EFZ Jan Traber von der Tecton AG in Pfäffikon ordnet ein: «Der Dachdeckerberuf beinhaltet in Deutschland die drei Fachrichtungen Steildach, Abdichten und Fassade. Bei uns in der Schweiz sind das unterschiedliche Berufe. Dementsprechend erlangen wir ein schmales, dafür sehr tiefes Wissen.» Der Fachlehrer Marc Ammann präzisiert: «Die Ausbildung in Deutschland ist nicht so tief in jeder einzelnen Fachrichtung wie bei uns in der Schweiz. Die schulische Ausbildungszeit dauert allerdings länger und die überbetrieblichen Kurse sind zahlreicher.»
Eine unbezahlbare Erfahrung für die weitere Karriere
Genau dieser Unterschied machte aber für Jan Traber den Reiz des Schüler/innenaustausches aus: «Ich fand es total spannend, zu sehen, wie Lernende in einem anderen Umfeld ihre Aufgaben angehen.» Das sieht Stefan Schulz, Berufsbildner sowie Bau- und Projektleiter Kundendienst bei Tecton AG, genauso: «Ein solcher Schüler/innenaustausch erweitert den Horizont und ist eine unbezahlbare Erfahrung für interessierte und weltoffene Menschen, wie Jan Traber einer ist.» Vergleichbare Massnahmen steigern nicht nur die Arbeitsmarktfähigkeit der Lernenden, sondern motivieren die jungen Berufsleute, in ihrem Beruf zu bleiben und sind ein erster Schritt, sich zukunftsorientiert weiterzuentwickeln. Für den Berufsverband Gebäudehülle Schweiz ein wesentlicher Aspekt: «Indem Lernende an einem solchen Austausch teilnehmen können, positionieren sich Lehrbetriebe und Berufsfachschulen als innovative und attraktive Lehrwerkstätten. Damit tragen sie zur Stärkung der Schweizer Berufsbildung bei und wirken dem Fachkräftemangel entgegen», ist Chantal Huser, Leiterin Marketing und Kommunikation vom Berufsverband, überzeugt.
Der Prüfungsexperte Stefan Schulz sieht in seinem Lernenden viel Potenzial: «Als Baufachmann ist eine umfassende Bildung und Erfahrung zwingend notwendig. Die Ausbildung bietet sehr gute und anspruchsvolle Karrierechancen.» Jan Traber durfte während des Schüleraustauschs, der durch die nationale Agentur zur Förderung von Austausch und Mobilität im Bildungsbereich Movetia finanziert wurde, eine ganz besondere Herausforderung bewältigen: «Wir lernten in Waldkirchen wie ein Dach aus Schieferplatten erstellt wird. Dazu gehört auch das Zuschneiden der sensiblen Schieferplatten. Mit solchen wird bei uns in der Schweiz erst in der Weiterbildung gearbeitet, weshalb diese Arbeit besonders lehrreich war.»
Vielschichtige Anforderungen
Mit herausfordernden Situationen umzugehen, lernen die angehenden Fachkräfte in der Schweiz in ihrer fundierten Ausbildung. Im Bildungszentrum Polybau in Uzwil werden im Bereich Gebäudehüllen jährlich hunderte Abdichter/innen, Dachdecker/innen, Fassadenbauer/innen, Gerüstbauer/innen und Storenmonteur/innen ausgebildet. «Trotz den Spezialisierungen können die Lernenden nach ihrer Ausbildung verschiedenste Aufgaben bewerkstelligen», erklärt Marc Amman. «Heutzutage wird erwartet, dass wir das Bauen der gesamten Gebäudehülle, inklusive der Montage von Solaranlagen, ausführen können», führt der Fachkundelehrer aus. Stefan Schulz ergänzt, wie wichtig es für die Branche ist, dass sich die Berufsleute stetig weiterbilden. «Unternehmungen wie die Tecton AG sind auf motivierten und ehrgeizigen Nachwuchs mit Potential angewiesen. Deshalb fördern und unterstützen wir bei Tecton junge und talentierte Lernende wie Jan Traber auf ihrem weiteren Weg.» Dieser feilt bereits an seiner Karriereplanung. Für ihn ist klar: «Nach erfolgreichem Lehrabschluss will ich mich als erstes im Bereich Steildach weiterentwickeln. Der Austausch in Deutschland hat das bestätigt.»
Die berufliche Laufbahn geht weiter
Der nächste Schritt in der beruflichen Laufbahn steht fest: Nach dem Lehrabschluss als Abdichter EFZ wird Jan Traber im August 2024 die Zusatzlehre als Spengler EFZ bei der Firma Hersperger AG in Zumikon in Angriff nehmen. Viel Erfolg und viel Glück!