Raum im Raum ermöglicht neue Blickwinkel

Als Lernender Zeichner EFZ Fachrichtung Architektur im 3. Lehrjahr gehört das Zeichnen von Plänen und das Konstruieren von Modellen zu den Hauptaufgaben von Simon Jaccard. Normalerweise gibt er seine Pläne weiter, aber im Frühling dieses Jahres war es für einmal umgekehrt: Basierend auf bestehenden Plänen durfte er einen «Raum im Raum» für eine Gewerbeausstellung bauen.

Ob für den Innenausbau einer Attikawohnung, den Umbau einer Scheune zu einem Wohnhaus oder die Sanierung eines Badezimmers: Zeichner/innen EFZ Fachrichtung Architektur erstellen Pläne für unterschiedlichste Bauprojekte. Gezeichnet wird mehrheitlich mit computerbasierten Programmen. Simon Jaccard, angehender Zeichner EFZ bei me.architektur ag in Unterstammheim, arbeitet gerne und gut am Computer. Aber er mag auch Baustellenbesuche und den Modellbau, bei dem mit Materialien wie Karton, Styropor oder Holz gearbeitet wird. Gross war deshalb seine Freude, als er gemeinsam mit einem Zimmermann einen Raum aus Holz planen und eine Woche lang für eine Gewerbeausstellung bauen durfte.

Schneiden, schleifen, schrauben

Die Ausstellung «Gewerbefrühling» mit über 65 Ausstellenden fand im Frühling in Stammheim statt. Jeder Ausstellende hatte einen Platz zur Verfügung, darunter auch der Lehrbetrieb von Simon Jaccard. Da der Boden in der Scheune, in der die Gewerbeausstellung stattfand, uneben und die Wände nicht besonders schön waren, kam die Idee auf, einen «Raum im Raum» zu bauen, in dem sich das Architekturbüro präsentieren konnte. Gemeinsam mit einem Zimmermann durfte Simon Jaccard das Projekt umsetzen. «Wir haben OSB-Platten zugeschnitten, Kanten geschliffen, Holzelemente befestigt und miteinander verschraubt», erzählt Simon Jaccard begeistert. «Es war wirklich Teamarbeit: Wir haben bei allen Schritten zusammengearbeitet und ich musste keine separaten Aufgaben erledigen. Das fand ich sehr toll.» Es sei sehr spannend gewesen, für einmal von Anfang bis Ende in ein Projekt involviert zu sein und mit Holz zu arbeiten, da der nachhaltige Rohstoff eine immer wichtigere Rolle in seiner Branche spiele, erzählt der Lernende weiter.

Der Beruf Zeichner/in EFZ Fachrichtung Architektur erfordert eine Reihe unterschiedlicher Fähigkeiten: Kreativität, Präzision, mathematische und naturwissenschaftliche Kenntnisse, technisches Verständnis und ein räumliches Vorstellungsvermögen. Bei me.architektur ag würden die Lernenden direkt Pläne für echte Projekte erstellen, da sie so am meisten profitieren, sagt Mitgründer und Geschäftsleiter Felix Meyer. «Was die Lernenden bei uns erarbeiten, wird anschliessend irgendwo gebraucht, beispielsweise auf der Baustelle. Falls etwas fehlt oder nicht stimmt, erhalten wir eine Rückmeldung. Das finde ich wichtig, denn so lernen sie, wirklich gute Pläne zu zeichnen, und erhalten ein Gespür für die Prozesse.»

Neue Blickwinkel

Im Rahmen von überbetrieblichen Kursen haben die Lernenden immer mal wieder die Möglichkeit, eine Woche lang auf einer Baustelle mitzuarbeiten. Dabei sei es jedoch jeweils nicht möglich, in die Tiefe zu gehen, sagt Simon Jaccard. «Auf der Baustelle sind wir einen halben Tag beim Sanitär, danach beim Plattenleger und dann beim Schreiner. Wir erhalten so zwar Einblick in verwandte Berufe, aber die Zeit ist jeweils sehr knapp. Umso wertvoller war es für mich, eine ganze Woche lang bei einem Projekt mitarbeiten zu dürfen.»

Das Projekt sei eine sehr wertvolle Erfahrung gewesen, da sind sich Simon Jaccard und Felix Meyer einig. Durch die Fördermassnahme habe Simon Jaccard nicht nur bereits vorhandenen Kenntnisse stärken, sondern auch das Material Holz besser kennen lernen können, sagt der Ausbildner. Dass er dabei ein Projekt von A bis Z durchdenken, planen und schliesslich umsetzen konnte, sei ein grosser Pluspunkt gewesen. «Es ist nicht möglich, einfach mal ein Haus zu bauen. Aber hier konnte Simon von der groben Skizze über die Materialbestellung bis hin zur Bearbeitung und zum Aufbau der Elemente alles mitmachen.» Als Zeichner/in brauche man ein sehr breites Wissen, welches Schritt für Schritt angeeignet werden müsse. Simon Jaccard bringe die Voraussetzungen mit, ist Felix Meyer überzeugt. Er sei genau der Richtige gewesen für das Projekt: «Er hat Talent, ist sehr interessiert und engagiert. Und er stellt viele Fragen und hinterfragt auch mal etwas, wodurch immer wieder sehr gute Diskussionen mit ihm entstehen.»

Simon Jaccard konnte sehr viel mitnehmen aus der Woche: Neue Fähigkeiten, neues Knowhow und vor allem neue Sichtweisen. «Ich kann nun beim Zeichnen noch besser nachvollziehen, wie etwas beispielsweise befestigt oder zusammengebaut wird. Normalerweise erstelle ich Pläne, gebe sie weiter und sehe nicht, was danach damit passiert. Dass ich genau das nun miterleben durfte, hat mir einen neuen Blickwinkel ermöglicht. Nun hinterfrage ich im Arbeitsalltag Dinge oder Abläufe nochmals mehr als vorher», so der 19-jährige. Und nicht zuletzt sei auch die Wertschätzung für andere Berufe nochmals gestiegen, ergänzt er. «Ich kann nun noch besser nachvollziehen welcher Aufwand auch bei anderen hinter der Arbeit steckt».

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